Wo ist nur die Zeit geblieben? Ist wirklich schon der Tag der Abreise gekommen? Wir sind doch kürzlich erst angekommen, oder? Aber trotzdem sitzen wir nun am Laptop und versuchen unsere Gefühlswelt in passende abschließende Worte zu pressen. Zwar ist unsere Reisezeit noch nicht ganz vorbei – vor uns liegt schließlich noch der fünfte Kontinent mit all seiner Pracht – aber doch kommt es uns vor, als ginge unser Jahr jetzt schon zu Ende. So, als ob das Spiel eigentlich schon vorbei ist und die Spieler sich in der Nachspielzeit noch ein paar Mal den Ball hin- und herkicken.
Wie also sollen wir unser Resümee beginnen? Eine Möglichkeit wäre, zu sagen, ob unsere Erwartungen erfüllt wurden oder wir das gefunden haben, was wir suchten. Aber um ehrlich zu sein, hatten wir gar keine Erwartungen und wussten auch gar nicht so richtig, wonach wir suchen wollten. Aber vielleicht ging es auch nie darum und wir werden erst mit etwas Abstand herausfinden, was wir aus Neuseeland mitbringen. Was wir auf jeden Fall mit absoluter Sicherheit sagen können, ist, dass dies die beste Entscheidung unseres Lebens war. Die Erfahrungen und Erlebnisse, die wir in den vergangenen Monaten gehabt haben, sind etwas Wunderbares und Großartiges.
Zunächst einmal gilt das natürlich für Land und Leute. Wir haben zwar noch nicht jeden Winkel dieser Erde besuchen können, aber Neuseeland ist ganz bestimmt einer der schönsten davon. Es ist immer wieder erstaunlich, wie kontrastreich die Landschaft in diesem doch recht kleinen Land ist. Zwischen schneebedeckten Gipfeln und palmengesäumten Sandstränden, zwischen dichten Urwäldern und leergefegten Steppen ist im Prinzip die ganze Bandbreite vertreten. Garniert wird das ganze dann noch durch die pure Wucht der Naturgewalten, die immer mal wieder auf diese beiden Inseln (die kleinen Inseln vernachlässigen wir mal) treffen. Wind, Wasser, Plattentektonik – Neuseeland hat definitiv einiges zu bieten.
Und das Schöne ist, dass das Landschaftsbild selten durch die Anwesenheit anderer Menschen gestört wurde, weil hier einfach nicht so viele davon leben. Und wenn wir sie dann doch antrafen, dann waren es meistens extrem nette, gastfreundliche und fröhlich Gesellen. Die Offenheit und Herzlichkeit der Kiwis war für uns Deutsche wahrscheinlich der größte Kulturschock (dazu mal wieder der Witz mit dem hilfsbereiten Berliner). Tatsächlich scheint es aber wirklich auch Menschen auf dieser Welt zu geben, die einfach nur mal nett zu einem sein wollen, um eine schöne Zeit zu verbringen. Auch scheinen die Kiwis das Leben nicht immer ganz so ernst zu nehmen. Wenn es ein Problem gibt, dann wird es gelöst, aber den Rest des Tages muss man sich doch nicht noch den Kopf darüber zerbrechen. That’s not too bad, eh?
Wenn wir schon bei besonderen Menschen sind, dann dürfen dabei natürlich nicht die anderen Backpacker fehlen, die wir getroffen haben. Einfach ganz normal verrückte Leute aus allen möglichen Teilen der Welt, die durch die Freude fürs Reisen geeint sind. Und darum hoffen wir auch, dass wir einige nicht zum letzten Mal gesehen haben. „Ein paar“ Deutschen sind wir ja auch begegnet, die alle ganz scharf darauf sind, jetzt mal Berlin zu besuchen. :-) Ihr seid alle ganz herzlich bei uns willkommen! Und wir kommen auch gerne mal bei euch vorbei – schließlich haben wir jetzt vom Ausland fast mehr gesehen, als von unserer Heimat.
Das alles zusammen sind eine Menge gute Gründe, um lächelnd zurückzublicken. Darüber hinaus wäre da aber auch einfach das Gefühl, einmal im Leben mal etwas gemacht zu haben, was ein bisschen aus der Rolle fällt und abseits der gängigen Logik ist. Das begann mit der Herausforderung, unser bestehendes Leben, in dem wir uns mit Wohnung, Haustier, Arbeit, Verträgen und Versicherungen niedergelassen hatten, einfach hinter uns zu lassen und irgendwo mehr oder weniger neu anzufangen. Und es ist ein beruhigendes Gefühl, dass wir heute wissen, dass diese Abnabelung nicht so schwer ist, wie wir sie uns beim ersten Gedanken vorstellten. Und dann waren da natürlich die Eingewöhnung und das Zurechtfinden in einem fremden Land, der Autokauf, die Jobsuche sowie natürlich die Überwindung der (wenn auch eher kleinen) Sprachbarrieren. Im Nachhinein erscheint es schon erstaunlich, wie sich so manche Herkulesaufgabe in den vergangenen anderthalb Jahren am Ende scheinbar spielend einfach löste.
Und wo wir schon bei den Gefühlen sind: glücklich, lebendig, frei. Diese Attribute verknüpfen wir sehr häufig mit Neuseeland. Natürlich herrschte nicht immer eitel Sonnenschein. Aber das wussten wir ja auch vorher. Es ging ja auch nie darum, am anderen Ende der Welt ein Schlaraffenland zu finden oder ein Jahr dicken Urlaub zu machen. Es ging darum, einmal ein anderes Leben zu leben, andere Wege auszuprobieren, auf manches zu verzichten um anderes zu bekommen, keine festen Pläne zu haben und spontane Entscheidungen zu treffen. Wir glauben, dass uns das ganz gut gelungen ist. Vielleicht zu gut, da wir uns momentan nur schwer die Rückkehr ins „alte“ Leben vorstellen können. Wobei es natürlich an uns selbst liegt, diese positiven Gefühle einfach mit nach Deutschland zu nehmen. Eine weitere Herausforderung, die gemeistert werden möchte.
So, die Kiwis verabschieden sich hiermit aus Neuseeland. Demnächst senden wir live von den Wallabys. Mach’s gut, du wunderschöne Perle irgendwo im Pazifik. Es war ein Vergnügen und eine Ehre, dich zu erkunden. Take care and see ya.